Die Fahrt zu Simple´s
Domizil in der kleinen idylischen ur-burgenländischen Ortschaft ist,
verglichen zu der Terminvereinbarung für dieses Interview, eine angenehme,
ja fast erholsame Angelegenheit. Die letzten Jahre hetzte er von Termin
zu Termin, von Fest zu Fest und darum ist es sehr schwierig, kurzfristig
einen Termin bei ihm zu ergattern.
Als ich meinen Wagen vor
seinem Haus parke erwartet er mich schon an der Tür und winkt mir
zuprostend mit einem Glas Rotwein zu.
Zunächst denke ich
an eine Verwechslung, denn seit unserem letzten Treffen wirkt er eleganter
und ansehnlicher und nicht mehr so abgefuckt wie noch vor wenigen Jahren.
"Einen Drink ?" fragt er
mich und ich wäre ein unverschämter Lügner wenn ich mit
"Nein " antworten würde. Mit einem gut eingeschenkten Glas Blaufränkisch
des weltbekannten Winzers "Gusti Tuinarowa" begeben wir uns in sein Penthouse
und setzen uns an seinen, das Zimmer domminierenden, massiven Tisch und
beginnen nach einigen freundschaftlichen Begrüßungsfloskeln
das Gespräch.
A: " Seit
unserem letzten Treffen ist viel Zeit vergangen. Hat sich für Sie
in letzter Zeit etwas geändert ?
S: "Ja
und Nein."
A: "Wie
darf ich das verstehen ?"
S: "Ich
bin zwar älter geworden, bin aber immer noch der selbe liebenswerte
Kerl geblieben:"
A: "Verstehe.
Warum plötzlich diese Bereitschaft zum "outing" im Internet?
Früher waren Sie ja eher zurückhaltend,
ja fast schüchtern."
S: "Nun
ja. In jeden Menschen steckt wohl der Drang sich zu produzieren."
A: "WIe
sieht ein typischer Tag in Ihrem jetzigen Leben aus ?"
S: "Okay.
Also beim aufstehen in der Früh ist es an allen Tagen gleich. Es ist
die Hölle !! Selbst wenn ich den Organismus auf Trab gebracht
habe dauert es noch einige Zeit bis ich geistig voll belastbar bin ohne
gleich sauer oder ähnliches zu werden. Bekannte können
wohl ein Lied davon singen."
A: "Sind
sie ein Morgenmuffel ?"
S: "Ja,
ein gewaltiger noch dazu."
A: "Ist
das der Grund warum Sie noch immer ein Singledasein pflegen ?"
S: "Nein."
A: "Und
der restliche Arbeitstag ?"
S: "Je
nach Möglichkeit und unter berücksichtigung des Vorabends gehe
ich dann eben die Arbeit an:"
A: "Und
Abends ?"
S: "Da
lebe ich dann immer auf. Ich finde die Abendszeit die effektivste des ganzen
Tages. Egal ob produktiv oder (Körper-)kontraproduktiv."
A: "Schinden
Sie Ihren Körper ?"
S: "Manche
Leute behaupten das. Aber was einen nicht umbringt macht einen härter."
A: "Kommen
wir zurück zum Thema Frauen. Mir ist beim hochgehen in ihre Räumlichkeiten
die hübsche Gärtnerin und die nur spärlich bekleidete Raumpflegerin
aufgefallen, welche mit ihren Blicken jede Ihrer Bewegungen gespannt, fast
hypnotisch daran gefesselt, verfolgten. Sind das nur Angestellte oder...."
S: (fällt
mir ins Wort)"Nein. nicht das was Sie denken. Aber wenn man die Wahl zwischen
hübschen und weniger hübschen Angestellten hat, was würden
Sie wählen ?"
A: "Nun,
aber Ihr Sexleben ist doch ...."
S: (fällt
mir wieder ins Wort)"Vollkommen in Ordnung"
Nachdem er mir zuzwinkert, während er das sagt, beschließe ich das Thema auf später zu verschieben weil ich keine Ahnung habe was das zwinkern bedeuten soll.
A: Etwas
anderes. Ihre Hobbies sind ja für manch Einen, na sagen wir mal aufregend.
Lieben Sie die Gefahr ?"
S: "Gefahr
? Was ist denn so gefährlich an meinen Hobbies ?
A: "Na
zum Beispiel das fliegen. Es ist doch...."
S: "Nein,
ist es überhaupt nicht. Das einzige, was Gott wollte, das ungebremst
vom Himmel fällt ist...."
A: "Vogelscheiße.
Ich kenn diesen Spruch. Aber beim Tauchen kann doch auch einiges
schiefgehen, oder ?"
S: "Hans
Haas war einer der ersten der mit Lungenautomat tauchte. Er war nie in
gefährlichen Situationen weil er besonnen tauchte und all die
technischen und physikalischen Hintergründe wußte. Wir hatten
bei der Feuerwehr eine ziemlich intensive und anstrengende Ausbildung hinter
uns, die ich sicher kein zweites mal wiederholen möchte, aber dadurch
ist auch einiges an Hintergrundwissen hängengeblieben. Fragen Sie
mal einen sogenannten Sporttaucher nach z.B. dem "Gesetz nach Henry"oder
nach..:"
A: "Gesetz
nach Henry ?"
S: "Ja.
Das ist das mit den Gasen, die sich unter Druck lösen und im entspannten
Zustand ..."
A: "Langsam,
langsam. In Deutsch bitte !
S: "Kennen
sie den Spruch "In dieser Flasche wohnt ein Geist der Henry heißt"
?
A: "Häää???"
S: "Ich
zeige es Ihnen. Nehmen wir diese Flasche Bier. Haben Sie ein Feuerzeug
?
A: "Ein
Feuerzeug ?"
S: "Nur
zum öffnen. >pffffttt< Haben Sie gehört ? Druck entspannt
- Gas im Bier losgelöst. Und weil wir es nicht ausrauchen lassen wollen
trinken wir es jetzt auch aus. Prost !"
A: "Aha.
Und was hat das mit tauchen zu tun ?"
Er schlägt sich mit der Hand auf die Stirn und ich versuche schnell auf das nächste Thema zu kommen um meine Unwissenheit zu kaschieren.
A: "Wie schaut es denn mit Sport aus"
Während ich das sage rülpse ich versehentlich. Aber statt eines bösen Blickes sagt er nur:
S: "Grüße
von Henry ! Durchs Tauchen natürlich das Schwimmen, ein wenig Badminton
und noch weniger Laufen und ganz wenig Fußball."
A: "Henry
?"
Nachdem er schon wieder über mich lachen muß beschließen wir noch eine Flasche Bier zu öffnen um Henry endlich zu finden.
A: "Was
machen Sie um zu entspannen ?"
S: "Manchmal
setze ich mich mit einem guten Buch hin, höre Musik oder bin eben
nur faul.
A: "Musik
? Welcher Art ? Techno oder Hip-Hop oder..."
S: "Nein
! Alanis Morissette ist gut !"
A: "..was
sonst?"
S: "Es
ist immer ganz verschieden. Je nach Laune"
A: "Na
was haben sie z.B. im ..."
S: "Die
Simple Minds sind auch toll ! "
A: "...
Auto im CD-Player"
S: "Hmm...Don
Henley...Bette Middler....U2.....Lord of the Dance..."
A: "Also
bunt gemischt. Das zeugt von Weltoffenheit. Kompliment!"
S: "Sie
machen mich verlegen junger Mann. Darauf stoßen wir beide und Henry
an !"
A: "Henr....
? Schon gut.
Simple schnippt mit den
Fingern und sofort ist eine atemberaubende Bikinischönheit zur Stelle
um unseren Gläsern die Luft zu entziehen. Zum x-ten mal klirren unsere
Gläser und draußen bricht die Nacht über das Burgenland
hinein. Aufgrund meines schon etwas angeschlagenen Zustandes verzehre ich
zu auffällig diese wunderbare Frau. Natürlich haben die scharfen
Augen meines Gegenüber dies sofort bemerkt und ich erröte.
S: "Hey ! Sie brauchen nicht rot werden. Trinken Sie noch etwas aus meinen Weinreseven und sie werden den Mut haben meine Angstellte auch mal anzureden."
Wieder zwinkert er mir zu und wieder weiß ich nichts damit anzufangen. Seine Weine tun aber wahre Wunder und helfen mir über die vorher erlebte Schlappe hinweg.
A: "Wie
kommt das, daß Sie trotz dieser hier in Übermaß vorhandenen
Vorzügen, immer noch Single sind ?
S: (resignierend)
Jede die ich mal wollte, wollte mich nicht und alle die mich mal wollten,
wollte ich nicht. Muß wohl Schicksal sein.
A: "Ja,
das kenne ich nur zu gut."
S: "Außerdem
bewege ich mich in einem Umfeld wo fast nur Singles zu finden sind. Der
Meixl, der Motz, der Gollu, der Roda und so weiter. Wir werden wahrscheinlich
überbleiben.
A: "Leiden
Sie unter Torschlußpanik ?"
S: (lacht)
"Nein. Aber böse Zungen behaupten ich werde alt ?"
A: "Also
bei Ihrem blendenden Aussehen kann ich mir das nicht vorstellen."
S: "Gut
gesagt. Darauf trinken wir ! Prost !"
A: "Prost
! Wer ist eigentlich Merlin ?"
S: "Merlin
? Woher kennen Sie denn den ?"
A: "Als
ich nach dem Weg hierher fragte wurde mir nur gesagt daß ich Sie
meist in Begleitung mit Merlin antreffen kann."
S: "Merlin
ist eine Art Navigationsgerät für mich. Wenn es beim ausgehen
mal wieder später wird, bringt er mich immer wieder sicher nach Hause."
A: "Ich
verstehe. Es ist also Ihr Chaffeur"
S: "Nein.
Mein Lieblingshund !"
A: "..."
Nachdem ich den Geschichten
die er in seiner unnachahmlich interessanten und witzigen Form präsentiert,
nicht mehr genau folgen kann, beschließe ich den Abend zu beenden
und mich auf den Heimweg zu machen. Obwohl der Wein einen wunderbaren Zauber
in mir entfaltet hat, bringe ich es nicht über die Lippen, eine seiner
Angestellten um ihre Schulter zu bitten. So bietet sich Simple an mich
auf dem Weg zurück zum Auto zu stützen. Als ich das Anwesen verlasse,
drehe ich mich noch ein letztes mal um und kann in all dem Nebel noch die
schemenhaften Umrisse von ihm und seinen Angestellten erkennen wie sie
sich in eine Einheit zusammenfügen. Er wird doch nicht..... Nein!
Ich glaube ich bin jetzt völlig betrunken.