Ein Gespräch mit Simple
geführt von Andi
am 20. Mai 1998

Die Fahrt zu Simple´s Domizil in der kleinen idylischen ur-burgenländischen Ortschaft ist, verglichen zu der Terminvereinbarung für dieses Interview, eine angenehme, ja fast erholsame Angelegenheit. Die letzten Jahre hetzte er von Termin zu Termin, von Fest zu Fest und darum ist es sehr schwierig, kurzfristig einen Termin bei ihm zu ergattern.
Als ich meinen Wagen vor seinem Haus parke erwartet er mich schon an der Tür und winkt mir zuprostend mit einem Glas Rotwein zu.
Zunächst denke ich an eine Verwechslung, denn seit unserem letzten Treffen wirkt er eleganter und ansehnlicher und nicht mehr so abgefuckt wie noch vor wenigen Jahren.
"Einen Drink ?" fragt er mich und ich wäre ein unverschämter Lügner wenn ich mit "Nein " antworten würde. Mit einem gut eingeschenkten Glas Blaufränkisch des weltbekannten Winzers "Gusti Tuinarowa" begeben wir uns in sein Penthouse und setzen uns an seinen, das Zimmer domminierenden, massiven Tisch und beginnen nach einigen freundschaftlichen Begrüßungsfloskeln das Gespräch.

A:    " Seit unserem letzten Treffen ist viel Zeit vergangen. Hat sich für Sie in letzter Zeit etwas geändert ?
S:    "Ja und Nein."
A:    "Wie darf ich das verstehen ?"
S:    "Ich bin zwar älter geworden, bin aber immer noch der selbe liebenswerte Kerl geblieben:"
A:    "Verstehe. Warum plötzlich diese Bereitschaft zum "outing" im Internet?  Früher waren Sie ja eher zurückhaltend,
         ja fast schüchtern."
S:    "Nun ja. In jeden Menschen steckt wohl der Drang sich zu produzieren."
A:    "WIe sieht ein typischer Tag in Ihrem jetzigen Leben aus ?"
S:    "Okay. Also beim aufstehen in der Früh ist es an allen Tagen gleich. Es ist die Hölle !! Selbst wenn ich  den Organismus auf Trab gebracht habe dauert es noch einige Zeit bis ich geistig voll belastbar bin ohne gleich  sauer oder ähnliches zu werden. Bekannte können wohl ein Lied davon singen."
A:    "Sind sie ein Morgenmuffel ?"
S:    "Ja, ein gewaltiger noch dazu."
A:    "Ist das der Grund warum Sie noch immer ein Singledasein pflegen ?"
S:    "Nein."
A:    "Und der restliche Arbeitstag ?"
S:    "Je nach Möglichkeit und unter berücksichtigung des Vorabends gehe ich dann eben die Arbeit an:"
A:    "Und Abends ?"
S:    "Da lebe ich dann immer auf. Ich finde die Abendszeit die effektivste des ganzen Tages. Egal ob produktiv oder (Körper-)kontraproduktiv."
A:    "Schinden Sie Ihren Körper ?"
S:    "Manche Leute behaupten das. Aber was einen nicht umbringt macht einen härter."
A:    "Kommen wir zurück zum Thema Frauen. Mir ist beim hochgehen in ihre Räumlichkeiten die hübsche Gärtnerin und die nur spärlich bekleidete Raumpflegerin aufgefallen, welche mit ihren Blicken jede Ihrer Bewegungen gespannt, fast hypnotisch daran gefesselt, verfolgten. Sind das nur Angestellte oder...."
S:    (fällt mir ins Wort)"Nein. nicht das was Sie denken. Aber wenn man die Wahl zwischen hübschen und weniger hübschen Angestellten hat, was würden Sie wählen ?"
A:    "Nun, aber Ihr Sexleben ist doch ...."
S:    (fällt mir wieder ins Wort)"Vollkommen in Ordnung"

Nachdem er mir zuzwinkert, während er das sagt, beschließe ich das Thema auf später zu verschieben weil ich keine Ahnung habe was das zwinkern bedeuten soll.

A:    Etwas anderes. Ihre Hobbies sind ja für manch Einen, na sagen wir mal aufregend. Lieben Sie die Gefahr ?"
S:    "Gefahr ? Was ist denn so gefährlich an meinen Hobbies ?
A:    "Na zum Beispiel das fliegen. Es ist doch...."
S:    "Nein, ist es überhaupt nicht. Das einzige, was Gott wollte, das ungebremst vom Himmel fällt ist...."
A:    "Vogelscheiße. Ich kenn diesen Spruch.  Aber beim Tauchen kann doch auch einiges schiefgehen, oder ?"
S:    "Hans Haas war einer der ersten der mit Lungenautomat tauchte. Er war nie in gefährlichen Situationen  weil er besonnen tauchte und all die technischen und physikalischen Hintergründe wußte. Wir hatten bei der Feuerwehr eine ziemlich intensive und anstrengende Ausbildung hinter uns, die ich sicher kein zweites mal wiederholen möchte, aber dadurch ist auch einiges an Hintergrundwissen hängengeblieben. Fragen Sie mal einen sogenannten Sporttaucher nach z.B. dem "Gesetz nach Henry"oder nach..:"
A:    "Gesetz nach Henry ?"
S:    "Ja. Das ist das mit den Gasen, die sich unter Druck lösen und im entspannten Zustand ..."
A:    "Langsam, langsam. In Deutsch bitte !
S:    "Kennen sie den Spruch "In dieser Flasche wohnt ein Geist der Henry heißt" ?
A:    "Häää???"
S:    "Ich zeige es Ihnen. Nehmen wir diese Flasche Bier. Haben Sie ein Feuerzeug ?
A:    "Ein Feuerzeug ?"
S:    "Nur zum öffnen. >pffffttt< Haben Sie gehört ? Druck entspannt - Gas im Bier losgelöst. Und weil wir es nicht ausrauchen lassen wollen trinken wir es jetzt auch aus. Prost !"
A:    "Aha. Und was hat das mit tauchen zu tun ?"

Er schlägt sich mit der Hand auf die Stirn und ich versuche schnell auf das nächste Thema zu kommen um meine Unwissenheit zu kaschieren.

A:    "Wie schaut es denn mit Sport aus"

Während ich das sage rülpse ich versehentlich. Aber statt eines bösen Blickes sagt er nur:

S:    "Grüße von Henry ! Durchs Tauchen natürlich das Schwimmen, ein wenig Badminton und noch weniger Laufen und ganz wenig Fußball."
A:    "Henry ?"

Nachdem er schon wieder über mich lachen muß beschließen wir noch eine Flasche Bier zu öffnen um Henry endlich zu finden.

A:    "Was machen Sie um zu entspannen ?"
S:    "Manchmal setze ich mich mit einem guten Buch hin, höre Musik oder bin eben nur faul.
A:    "Musik ? Welcher Art ? Techno  oder Hip-Hop oder..."
S:    "Nein ! Alanis Morissette ist gut !"
A:    "..was sonst?"
S:    "Es ist immer ganz verschieden. Je nach Laune"
A:    "Na was haben sie z.B. im ..."
S:    "Die Simple Minds sind auch toll ! "
A:    "... Auto im CD-Player"
S:    "Hmm...Don Henley...Bette Middler....U2.....Lord of the Dance..."
A:    "Also bunt gemischt. Das zeugt von Weltoffenheit. Kompliment!"
S:    "Sie machen mich verlegen junger Mann. Darauf stoßen wir beide und Henry an !"
A:    "Henr.... ? Schon gut.
 
Simple schnippt mit den Fingern und sofort ist eine atemberaubende Bikinischönheit zur Stelle um unseren Gläsern die Luft zu entziehen. Zum x-ten mal klirren unsere Gläser und draußen bricht die Nacht über das Burgenland hinein. Aufgrund meines schon etwas angeschlagenen Zustandes verzehre ich zu auffällig diese wunderbare Frau. Natürlich haben die scharfen Augen meines Gegenüber dies sofort bemerkt und ich erröte.

S:    "Hey ! Sie brauchen nicht rot werden. Trinken Sie noch etwas aus meinen Weinreseven und sie werden den Mut haben meine Angstellte auch mal anzureden."

Wieder zwinkert er mir zu und wieder weiß ich nichts damit anzufangen. Seine Weine tun aber wahre Wunder und helfen mir über die vorher erlebte Schlappe hinweg.

A:    "Wie kommt das, daß Sie trotz dieser hier in Übermaß vorhandenen Vorzügen, immer noch Single sind ?
S:    (resignierend) Jede die ich mal wollte, wollte mich nicht und alle die mich mal wollten, wollte ich nicht. Muß wohl Schicksal sein.
A:    "Ja, das kenne ich nur zu gut."
S:    "Außerdem bewege ich mich in einem Umfeld wo fast nur Singles zu finden sind. Der Meixl, der Motz, der Gollu, der Roda und so weiter. Wir werden wahrscheinlich überbleiben.
A:    "Leiden Sie unter Torschlußpanik ?"
S:    (lacht) "Nein. Aber böse Zungen behaupten ich werde alt ?"
A:    "Also bei Ihrem blendenden Aussehen kann ich mir das nicht vorstellen."
S:    "Gut gesagt. Darauf trinken wir ! Prost !"
A:    "Prost !  Wer ist eigentlich Merlin ?"
S:    "Merlin ? Woher kennen Sie denn den ?"
A:    "Als ich nach dem Weg hierher fragte wurde mir nur gesagt daß ich Sie meist in Begleitung mit Merlin antreffen kann."
S:    "Merlin ist eine Art Navigationsgerät für mich. Wenn es beim ausgehen mal wieder später wird, bringt er mich immer wieder sicher nach Hause."
A:    "Ich verstehe. Es ist also Ihr Chaffeur"
S:    "Nein. Mein Lieblingshund !"
A:    "..."

Nachdem ich den Geschichten die er in seiner unnachahmlich interessanten und witzigen Form präsentiert, nicht mehr genau folgen kann, beschließe ich den Abend zu beenden und mich auf den Heimweg zu machen. Obwohl der Wein einen wunderbaren Zauber in mir entfaltet hat, bringe ich es nicht über die Lippen, eine seiner Angestellten um ihre Schulter zu bitten. So bietet sich Simple an mich auf dem Weg zurück zum Auto zu stützen. Als ich das Anwesen verlasse, drehe ich mich noch ein letztes mal um und kann in all dem Nebel noch die schemenhaften Umrisse von ihm und seinen Angestellten erkennen wie sie sich in eine Einheit zusammenfügen. Er wird doch nicht..... Nein! Ich glaube ich bin jetzt völlig betrunken.